Matteo Aepli. Das Bundesamt für Landwirtschaft sollte Rahmenbedingungen schaffen, damit Preiserhebungen auf alle Stufen der Wertschöpfungskette ausgedehnt werden können. Dadurch würde die Markttransparenz verbessert, wie das Beispiel Lammfleischmarkt zeigt.
Im Rahmen einer Studie im Auftrag des Bundesamtes für Landwirtschaft hat die ETH Zürich den Schweizer Lammfleischmarkt untersucht. Dieser Markt entwickelte sich unterschiedlich im Vergleich zu den anderen Fleischmärkten. Während die Produzentenpreise beim Schwein und Geflügel, abgesehen von saisonalen Schwankungen, stabil waren und beim Rind sogar anstiegen, sanken die Preise für Lämmer zeitweise deutlich. 2011 zogen sie erstmals wieder markant an.
Da der Fleischmarkt und im Besonderen auch der Lammfleischmarkt immer noch sehr stark abgeschottet und reguliert ist, bestand die Vermutung, dass der Wettbewerb nur ungenügend funktioniert, und dadurch eine effiziente Preisbildung behindert wird. Im Rahmen von Wettbewerbsanalysen wird oft der SCP-Ansatz verwendet (Structur, Conduct, Performance). Während die Marktstruktur sich auf organisatorische Merkmale wie z.B. Angebot- und Nachfragekonzentrationen beschränkt, steht bei der Analyse des Marktverhaltens und des Marktergebnisses meistens das Preisbildungsverhalten oder die Produktpolitik resp. die Preishöhe und die Preisentwicklung im Fokus. Ein oft verwendetes Konzept ist die vertikale Preistransmission, d.h. der Umfang und die Geschwindigkeit der Weitergabe von Preisänderungen zwischen verschiedenen Marktstufen innerhalb einer Wertschöpfungskette.
Aufgrund fehlenden Datenmaterials auf Stufe Grosshandel musste im Rahmen der Studie zum Lammfleischmarkt auf Analysen zum Marktverhalten und zum Marktergebnis verzichtet werden. Im Vordergrund stand deshalb eine Strukturanalyse. Obwohl aufgrund der Struktur nur mit Vorbehalt auf den Wettbewerb geschlossen werden kann, hat diese sich im Falle des Lammfleischmarktes durchaus als geeignet erwiesen. Besonders bei den Schafhändlern konnten sehr hohe Konzentrationen festgestellt werden. Auf den öffentlichen Märkten, wo eine Versteigerung der Tiere stattfindet, vereinen die drei grössten Händler bei den Schlachtlämmern mehr als 75% der Marktanteile auf sich. Zudem werden teilweise Mengenabsprachen unter den Händlern getätigt. Das Resultat der letzten Jahre sind unbefriedigende Erlöse aus der Versteigerung der Tiere. Erst dieses Jahr hat sich das aufgrund von verschiedenen Massnahmen und Veränderungen beim Angebot und bei der Nachfrage gebessert. Auf den weiteren Stufen der Wertschöpfungskette (Schlachten/Verarbeitung und Detailhandel) zeigt die Strukturanalyse nur begrenzten Handlungsbedarf.
Der mangelnde Wettbewerb ist bei den Lämmern schliesslich nur ein Faktor unter mehreren, die für die zeitweise tiefen Preise verantwortlich sind. Ebenso ausschlaggebend war der rückläufige Konsum von Lammfleisch in den letzten Jahren. Ein weiterer Grund für die sinkenden Produzentenpreise beim Lamm sind die Importe. Trotz des Konsumrückgangs wurden diese verhältnismässig wenig reduziert.
Obwohl der Wettbewerb im Falle des Lammfleischmarktes nur ein Teil des Problems ist, sind weitere vertiefte Analysen zum Wettbewerb auf den Agrarmärkten wünschenswert, die über jene des Strukturansatzes hinausgehen. Zu diesem Zweck braucht es in erster Linie eine bessere Markttransparenz, die insbesondere durch die vertikalen Integrationen der beiden Grossverteiler mit den Verarbeitungsstufen je nach Branche teilweise ungenügend ist. Hier sind neben den Branchen selbst auch die Politik und das Bundesamt für Landwirtschaft gefordert, die notwendigen Rahmenbedingungen zu schaffen resp. die Preiserhebungen auf alle Stufen der Wertschöpfungsketten auszudehnen. Dadurch wird die Markttransparenz verbessert.
Zur Studie:
Aepli, M und R. Jörin (2011). Der Schweizer Lammfleischmarkt: Marktanalyse und Wettbewerb, Gruppe Agrarwirtschaft, ETH Zürich.
Die Studie ist abrufbar unter: http://www.afee.ethz.ch/people/Staff/maepli/Publications