David WuepperA, Pasquale BorrelliB, Panos PanagosC, Thomas LauberD, Thomas CrowtherD, Amy ThomasE, and David A. RobinsonE
Bodendegradierung ist eines der ganz grossen globalen Nachhaltigkeitsprobleme. Während die Nachfrage nach landwirtschaftlicher Produktion immer weiter steigt, verlieren wir immer mehr von der zentralen Resource mit der wir landwirtschaftlich produzieren: Fruchtbare Böden. Die Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) der Vereinten Nationen (UN) beinhalten das Aufhalten der Bodendegradierung, genauso wie die Programme des Weltklimarates (IPCC), und vieler anderer Arbeitsgruppen und Gremien (UNEP, IPBES). Allerdings wird Bodendegradierung selbst innerhalb der Vereinten Nationen immer wieder anders gemessen, was es sowohl schwierig macht Prioritäten zu setzen (z.B. wo sind die «Hot-Spots») und Entwicklungen über die Zeit zu bewerten. In einer gerade in der Fachzeitschrift «Global Change Biology» veröffentlichten Studie1 schlagen wir vor, die Ansätze der einzelnen Arbeitsgruppen zu kombinieren und ausserdem natürliche / historische Zustände als Referenzpunkt zu nehmen. Dafür werden die einzelnen Dimensionen der Bodendegradierung als Schulden angesehen, verstanden als Differenz aus aktuellem und natürlichen/historischen Zustand. Abbildung 1 veranschaulicht das, einmal für Bodenerosion (A) und einmal für Kohlenstoff in der Vegetation (B). Anhand grosser Mengen globaler Daten, modellieren wir z.B. einmal die «natürliche Bodenerosionsrate» und die «natürliche Menge Kohlenstoff in der Vegetation» (oben), und einmal die aktuelle Bodenerosionsrate und die aktuelle Menge Kohlenstoff in der Vegetation (unten), und das gleiche machen wir auch für andere Indikatoren.

Abb.1: Die globalen Erosions- und Vegetations-Kohlenstoff-Schulden als Beispiele
Die Differenz von «Aktuell» und «Natürlich» bezeichnen wir jeweils als unsere Schulden in dieser Dimension. Vergleichen wir die einzelnen Dimensionen, so wird schnell klar, dass es viele globale Hotspots gibt, die sich nach Art der Bodendegradierung unterscheiden. Momentan haben wir bereits quantifiziert: Bodenerosion durch Wasser, natürliche Vegetation, Kohlenstoff im Boden, und Kohlenstoff in der Vegetation (Abbildung 2). Eine kurze Analyse der erzeugten Karten zeigt z.B. bereits, dass dadurch, dass für die Messung der Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen die Bodenerosion ignoriert wird, das Ausmass der Bodendegradierung insbesondere in Süd-Ost-Asien, Afrika, und Süd-Amerika unterschätzt wird. Unsere Empfehlung in dieser Hinsicht ist also, dass die einzelnen Arbeitsgruppen der Vereinten Nationen unsere vollständigere Messung der Bodendegradierung übernehmen. Da unser Ansatz modular ist, kann – und sollte – er um weitere Indikatoren erweitert werde, z.B. andere Formen der Bodenerosion (z.B. durch Wind), Primärproduktion der Vegetation, und möglicherweise weitere Indikatoren, wie Bodenverschmutzung, -verdichtung, und –versalzung.

Abb.2: Unsere globalen «Boden-Schulden»
Referenzen
1 Wuepper, D. et al. A ‘debt’ based approach to land degradation as an indicator of global change. Global Change Biology, doi:https://doi.org/10.1111/gcb.15830 (2021).
Institutionelle Anbindung der Autoren
A Agricultural Economics and Policy group, ETH Zürich, Zurich 8092, Switzerland
B Department of Earth & Environmental Sciences, University of Pavia, Via Ferrata, 1, 27100 Pavia, Italy
C European Commission, Joint Research Centre (JRC), Ispra (VA) 21027, Italy
D Crowther Lab, Department of Environmental Systems Science, ETH-Zürich, Zürich, Switzerland.
E UK Centre for Ecology and Hydrology, Environment Centre Wales, Bangor LL57 2UW, UK