Smart-Farming für eine nachhaltige Landwirtschaft

Der Begriff Smart Farming ist in aller Munde. Aber was bedeutet er überhaupt?

Die Digitalisierung der Wirtschaft ist zurzeit in der Politik und Medien sehr präsent. In Bezug auf die Landwirtschaft wird dabei der Begriff Smart Farming gebraucht. Dieser wird oft mit der Anwendung von neuen Technologien in der Landwirtschaft gleichgesetzt. Aus unserer Sicht greift dies zu kurz. Wir haben in einem kürzlich in der Zeitschrift PNAS erschienen Artikel* unsere Perspektive dargelegt:

Technische Entwicklungen sind nicht per se geschickt, schlau, oder klug – wie immer man auch das Wort „smart“ übersetzen will. Damit smart im Kontext der Digitalisierung Sinn macht, braucht es neben der Nutzung von neuen Informations- und Kommunikationstechnologien (ICT) aus unserer Sicht drei weitere Faktoren (siehe Abbildung).

  1. Diversity: Neue Technologien sollen in vielen und diversen Produktionssysteme Eingang finden. Wenn ICT nur im grossflächigen Anbau von Reinkulturen genutzt wird, erhöht sie letztendlich die Anfälligkeit der Landwirtschaft auf Schädlinge, Resistenzen oder Umwelteinflüsse ganz allgemein.
  2. Networks: Es braucht neue Formen der Kooperation in der Landwirtschaft. Mit ICT wird sich das Berufsbild der Landwirte verändern. Die Chance liegt darin, dass das agronomische Know-how der Landwirte in den Vordergrund rückt und die Bauern gegenseitig von ihrem Wissen profitieren können. Aber auch die Kooperation zwischen Landwirt und Konsument kann durch ICT auf eine neue Stufe gehoben werden. Ohne Kooperation wird ICT einer grossstrukturierten und uniformen Landwirtschaft Vorschub leisten.
  3. Institution: Um smart zu sein, braucht es auch neue institutionelle Regeln. Dabei sind nicht nur die Regeln des Markts gemeint, sondern auch die Regelung im Rahmen des Datenmanagements. Ohne eine frühe Klärung wer die Daten sammelt, wo sie gespeichert werden und wer sie wie verwenden darf, besteht die Gefahr, dass ICT zu einer so genannten locked-in Technologie verkommt. Das würde bedeuten, dass ICT zwar grosses Potential hätte um die Umweltverträglichkeit und Profitabilität der Landwirtschaft zu erhöhen, d.h. zu einer nachhaltigeren Landwirtschaft zu führen, diese Chancen aber zu wenig Akzeptanz in der Landwirtschaft und der Bevölkerung finden und nicht genutzt würden.

Die Realisierung von Smart Farming braucht eine proaktive Entwicklung von Politikmassnahmen. Diese Massnahme sollen ein Gerüst für die gesetzlichen und marktorientierten Standards bieten und im Dialog zwischen Befürwortern und Skeptikern von ICT entwickelt werden. Nur mit einer vorausschauenden Haltung kann das Potenzial von Technologien auch tatsächlich smart werden.

 

*Walter, A., Finger, R., Huber, R., & Buchmann, N. (2017). Opinion: Smart farming is key to developing sustainable agriculture. Proceedings of the National Academy of Sciences, 114(24), 6148-6150. (Für eine Kopie bitte eine Email an rhuber@ethz.ch)

 

Weitere Beiträge zur Digitalisierung:

Achim Walter: Leitbild für die digitale Landwirtschaft, Zukunftsblog ETH Zürich

Eduardo Pérez: Digitaler Wandel im Ernährungssystem, Zukunftsblog ETH Zürich

Adrian Krebs: Smart waren die Farmer schon vor der Erfindung der App, Bauern Zeitung Online.

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