Robert Finger. Wasserpreise fördern eine effizientere Nutzung von Wasser und sind daher ein wichtiges Element um eine ressourcenschonende Landwirtschaft zu fördern.
Die Bewässerung spielt in der Schweizer Landwirtschaft bislang eine untergeordnete Rolle – der Anteil der bewässerten Fläche beträgt nur ungefähr 5% der landwirtschaftlichen Nutzfläche. Änderungen in den klimatischen Bedingungen aber auch zunehmende Anforderung an die Produktqualität führen jedoch dazu, dass der Bewässerungsbedarf in der Landwirtschaft in der Zukunft steigen wird und dass damit verbundene Nutzungskonflikte in der Zukunft häufiger auftreten werden.
Auf aggregierter Ebene entspricht die landwirtschaftliche Nachfrage nach Wasser nur einem kleinen Anteil der vorhandenen Ressourcen. In einem Bericht für das Bundesamt für Landwirtschaft gehen Weber und Schild (2007) davon aus, dass gerade mal 0.3% des durchschnittlichen Gesamtjahresabfluss von der Landwirtschaft in Anspruch genommen wird. Diese Grössenordnung wird sich für die Schweiz als Ganzes wohl auch in Zukunft nicht grundlegend ändern. Die zukünftigen Herausforderungen liegen jedoch nicht im gesamten Wasserverbrauch, sondern dort, wo es zeitlich und räumlich begrenzte Engpässe und Wassernutzungskonflikte geben wird. Die Wasserentnahme zu Bewässerungszwecken kann beispielsweise einen negativen Einfluss auf Fischpopulationen haben (Mühlberger de Preux, 2008). Das Spannungsfeld von landwirtschaftlicher Produktion und ressourcenschonender Wassernutzung wird auch im Rahmen des NFP61 untersucht.
Damit grundlegende ökologische Funktionen der Gewässer aufrechterhalten werden können, definiert der Bund im Rahmen des Gewässerschutzgesetzes Restwassermengen für Gewässer. Wird diese Menge unterschritten, gilt für die Landwirtschaft ein Entnahmeverbot. Die eigentliche Vergabe von Konzessionen für die Wasserentnahme obliegt in der Regel jedoch den Kantonen. Die Kosten für den Landwirt richten sich dabei meist nicht nach der eigentlichen Entnahmemenge, sondern nach anderen Kriterien wie beispielsweise der installierten Pumpenkapazität. Die durch Bewässerung anfallenden Kosten sind daher sehr heterogen und es fehlen, abgesehen von Kosten für Strom oder Diesel, variable Kostenkomponenten. Mit anderen Worten, es fehlt ein Preis für das Wasser an sich. Die Einführung eines Wasserpreises hätte aus agrarökonomischer Sicht zwei positive Effekte:
1. Der Einsatz von sparsamen Wasserverteilungstechnologien würde gefördert. Trotz möglichen Effizienzgewinnen durch tiefere Wasserentnahmemengen wird Mikro- und Tropfenbewässerung momentan nur auf ca. 4 % der bewässerten Fläche eingesetzt (Weber und Schild 2007). Wie Niklaus Lehmann und ich in einem neuen Artikel aufzeigen, könnten Wasserpreise den Anreiz diese Technologien anzuwenden erhöhen (Finger und Lehmann, 2012). Ein Wasserpreis auch einer Subventionierung vorzuziehen, weil auch vermeintlich zielgerichtete Zahlungen für diese Bewässerungsverfahren zu einem vermehrten Einsatz von Bewässerung führen und dadurch den gesamten Wasserbedarf erhöhen könnten (Ward und Pulido-Velazquez, 2008).
2. Wasserpreise können verhindern, dass Kulturen mit einem hohen Wasserbedarf in Regionen angebaut werden, in denen dieser Bedarf nur mit Bewässerung gedeckt werden kann. Sie bieten dadurch Anreize mit einer angepassten Kulturwahl und Bodenbearbeitung, und nicht mit erhöhter Wasserentnahme auf zukünftig trockenere und heissere Wachstumsperioden zu reagieren.
Die Einführung von Wasserpreisen wäre ein wichtiger Schritt um die landwirtschaftliche Wassernutzung nachhaltig zu gestalten. Sie stünde auch im Einklang mit der Strategie des BLW, welche eine angepasste Bodenbewirtschaftung, angepasste Kulturarten und den Einsatz sparsamer Wasserverteilungstechnologien explizit als Strategien für eine effiziente Wassernutzung in der Landwirtschaft sieht.
Aus agrarökonomischer Sicht ist die Einführung eines Wasserpreises zwar eine notwendige jedoch keinesfalls eine ausreichende Bedingung um eine nachhaltige landwirtschaftliche Wassernutzung zu gewährleisten. Auch Ausbildung und Information bezüglich (Wasser)Ressourcenschonender Anbau- und Bewässerungsverfahren sind wichtige Aspekte für eine nachhaltige Entwicklung.
Finger, R. & Lehmann, N. (2012). Policy reforms to promote efficient and sustainable water use in Swiss agriculture. Water Policy 14(5): 887-901
Mühlberger de Preux, C. (2008). Broye: Fish or chips?. Umwelt 2008(2), 26.
Ward, F. A. & Pulido-Velazquez, M. (2008). Water conservation in irrigation can increase water use. Proceedings of the National Academy of Sciences 105, 18215–18220.
Weber, M. & Schild, A. (2007). Stand der Bewässerung in der Schweiz: Bericht zur Umfrage 2006. Bundesamt für Landwirtschaft