Witterungsbedingte Qualitätsrisiken in der Weizenproduktion sind von grosser ökonomischer Relevanz  

Janic Bucheli, Margot Visse-Mansiaux, Juan Herrera, Lilia Levy Häner, Jesse Tack, Robert Finger*

Eine neue Studie quantifiziert witterungsbedingte Qualitätsverluste in der Schweizer Weizenproduktion und bewertet diese monetär. Niederschlag vor der Ernte stellt ein ökonomisch relevantes Risiko für WeizenproduzentInnen und nachgelagerte Stufen dar.

Extreme Witterungsbedingungen gehören zu den wichtigsten Produktionsrisiken im Pflanzenbau, der Klimawandel verstärkt dies zusätzlich. So führen extreme Witterungsbedingungen oft zu einer Verringerung der Ernteerträge. Zudem können sie die Qualität der Ernte verringern, was oft sehr relevant für Produzentenpreise ist.  Witterungsrisiken für die preisrelevante Qualität von Nutzpflanzen sind daher zentral für den Agrar- und Ernährungssektor, jedoch wurden diese bisher selten ökonomisch bewertet.

In einer neuen Studie (Bucheli et al. 2023) haben wir potentielle witterungsbedingte Qualitätsverluste in der Schweizer Weizenproduktion quantifiziert und bewertet. Der Fokus war auf den Auswirkungen des Niederschlags vor der Ernteperiode auf das Risiko einer Deklassifizierung von Brot- zu Futterweizen aufgrund einer schlechten Backqualität (eine Hagberg-Fallzahl unter 220 s). Dazu haben wir Daten der Sortenversuche von Agroscope analysiert (Abbildung 1), diese bestehen aus 1’859 Beobachtungen von kommerziell erhältlichen Winterweizensorten, die an zehn repräsentativen Standorten von 2008 bis 2019 aufgezeichnet wurden. Das Management in den Sortenversuchen ist standardisiert, dass heisst sonstige Einflussfaktoren (z.B. Düngung) auf die Qualität sind vergleichbar. In unserer Analyse kontrollieren wir für bestimmte Effekte einzelner Sorten und Standorte auf die Weizenqualität.

Abbildung 1. Standorte der Sortenversuche

Unsere Ergebnisse zeigen, dass jeder Millimeter Niederschlag in den 31 Tagen vor der Ernte das Risiko einer Herabstufung zu Futterweizen um etwa 0,1 Prozentpunkte erhöht. Dies hat potenziell grosse wirtschaftliche Verluste. In dem betrachteten Zeitraum betrugen diese Verluste bis zu 1.445 Schweizer Franken pro Hektar (Abbildung 2). Unsere Ergebnisse zeigen, dass solche Herabstufungen jedoch selten und nicht regelmässig auftreten. Im Durchschnitt aller 1’859 Beobachtungen beträgt der erwartete Verlust aufgrund einer Deklassifizierung von Weizen 52 Schweizer Franken pro Hektar und Jahr. Das Risiko kann jedoch systemisch sein, das heisst Deklassifizierungen können oft sehr geballt über mehrere Sorten und Standorte in einem Jahr auftreten. Dies ist insbesondere für nachgelegte Stufen und Versicherungen relevant.

Abbildung 2. Berechnete Gewinneinbussen durch eine Qualitätsherabstufung (a) und Häufigkeit dieser Herabstufungen (b).

Fazit und Empfehlung

  • Niederschlag vor der Ernte stellt ein relevantes ökonomisches Risiko für WeizenproduzentInnen und nachgelagerte Stufen dar
  • Sortenwahl, Züchtung und betriebliches Risikomanagement sollten dieses Risiko stärker berücksichtigen
  • Agrarpolitische Abwägungen zu Risiko und Risikomanagement sollten auch Auswirkungen auf Erntequalität berücksichtigen und nicht nur auf die Ernteerträge fokussieren
  • Es braucht eine Bewertung möglichen Effekte des Klimawandels auf Qualitätsrisiken

Studie: Bucheli, J., Visse-Mansiaux , M., Herrera, J.M., Levy Häner, L., Tack, J., Finger, R. (2024). Precipitation causes quality losses of large economic relevance in wheat production. Q Open 4(1): qoae008. Link zum Paper (open access): https://doi.org/10.1093/qopen/qoae008

Kontakt: Robert Finger rofinger@ethz.ch

*Autoren: Janic Bucheli (ETH Zürich), Margot Visse-Mansiaux, Juan Herrera, Lilia Levy Häner (alle Agroscope), Jesse Tack (Kansas State University), Robert Finger (ETH Zürich)*

Eine Antwort auf „Witterungsbedingte Qualitätsrisiken in der Weizenproduktion sind von grosser ökonomischer Relevanz  

  1. Hm, wir sind mit dem Einfluss und Handling von Dürre-Risiken in der Landwirtschaftlichen Produktion noch nicht „fertig“ geworden… 😉 Ich denke auf der einzelbetrieblichen Ebene müssen bestimmte Riskmanagement-Maßnahmen her (aber nicht Versicherungen). Beim Auftreten von überregionalen „Ereignissen“, ist die aufnehmende Hand in der Pflicht, die Risiken beherrschbar zu machen, sei es über CATBonds (groß gedacht), Terminwarenmärkte oder sonstige Instrumente.

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About Robert Finger

I am professor of Agricultural Economics and Policy at ETH Zurich. Group Website: www.aecp.ethz.ch. Private Website: https://sites.google.com/view/fingerrobert/home