Christian Flury. Für die Berglandwirtschaft ist das neue Direktzahlungssystem eine Chance. Die Bergkantone weisen nach wie vor eine intakte und gepflegte Kulturlandschaft mit vielen artenreichen Wiesen und Weiden auf. Auf solche Leistungen ist das neue System ausgerichtet.
Während die Direktzahlungen in den letzten agrarpolitischen Reformen weitgehend unverändert blieben, ist die Weiterentwicklung des Direktzahlungssystems (WDZ) das Kernelement der Agrarpolitik 14-17. Die Direktzahlungen sollen künftig konsequent auf die Förderung einer offenen Kulturlandschaft, der Versorgungssicherheit, der Biodiversität sowie einer naturnahen und tierfreundlichen Produktion bis hin zur Landschaftspflege ausgerichtet werden.
Die Landwirtschaftsbetriebe sollen sich in Zukunft am Markt und an den von der Bevölkerung gewünschten gemeinwirtschaftlichen Leistungen orientieren. Das Konzept mit der Vermarktung von Produkten auf dem freien Markt und der Förderung der gemeinwirtschaftlichen Leistungen über Direktzahlungen kann auch Nichtlandwirten problemlos erklärt werden. Zu oft wird dieses Konzept aber von der Landwirtschaft selbst untergraben. Jüngste Beispiele sind die Forderung nach Exportsubventionen für Zuchtvieh oder der Ruf nach Eingriffen in den Milchmarkt. Es ist wohl viel einfacher, in der breiten Bevölkerung für eine gepflegte Kulturlandschaft und entsprechende Direktzahlungen zu werben, als zu erklären, warum der Bund für den Export von Vieh in die Türkei Beiträge zahlen soll.
Für die Berglandwirtschaft wird das neue Direktzahlungssystem sicher eine Umstellung bedingen, speziell die Aufhebung der Tierbeiträge. Dies trifft speziell Betriebe, welche heute vergleichsweise intensiv produzieren und, bezogen auf die genutzte Fläche, hohe Tierbestände halten. Ich bin aber überzeugt, dass das neue System eine Chance ist. Die Bergkantone weisen nach wie vor eine intakte und gepflegte Kulturlandschaft auf. Zudem finden sich im Berggebiet und auf den Alpen viele artenreichen Wiesen und Weiden. Auf solche Leistungen ist das neue System ausgerichtet.
Nach der Eröffnung der Vernehmlassung zur AP 14-17 wurde seitens des Bauernverbandes grundlegende Fehler am System, speziell an der Zusammensetzung der Beiträge moniert. Meines Erachtens könnte sich eine Kritik an einzelnen Beiträgen oder an der Mittelverteilung kontraproduktiv auswirken. Letztendlich entscheidet der Steuerzahler und Stimmbürger. Und eine grosse Mehrheit ist für eine naturnahe und nicht für eine intensive Landwirtschaft. Gefragt sind glaubwürdige Leistungen. All jene, die an dieser Position zweifeln, seien an die kritischen Zeitungsartikel zu den hohen Direktzahlungen einiger Betriebe erinnert. Die Mittel für die Direktzahlungen lassen sich nur über die erbrachten Leistungen und deren Qualität rechtfertigen. Und es geht zwischen 2014 und 2017 immerhin um jährlich 2816 Mio. Franken.
Christian Flury ist Mitinhaber der Flury&Giuliani GmbH