Verkäsungszulage, Marktsegmentierung und Export von billigem Käse

Die Verkäsungszulage fördert in Kombination mit der Marktsegmentierung den Export von billigem Käse. Ein kleines agrarpolitisches Lehrstück mit gutem Ende?

Politikmassnahmen, die zu einem ungenügenden Teil die Verhaltensweisen der betroffenen Akteure berücksichtigt, sind bezüglich ihrer Effektivität meist kritisch zu beurteilen. Das Beispiel aus dem Lehrbuch ist folgendes: In einem Land herrschte eine Schlangenplage. Die Regierung beschloss, etwas dagegen zu tun und führte eine Zahlung für jede getötete Schlange ein. Der Effekt war, dass sich die Anzahl der Schlangen in diesem Land nicht reduzierte, sondern im Gegenteil sogar verdoppelte. Die Bewohner begangen Schlangen zu züchten, weil sie sich dadurch nicht mehr auf die gefährliche Suche nach Schlangen machen mussten.

In ihrem Artikel im Mediendienst Nr. 3104 vom 11. Januar 2013, beschreibt Eveline Dudda, wie die Kombination von Verkäsungszulage, gestütztem Milchfettpreis und Milch-Segmentierung dazu führt, dass die Schweiz billigen Käse exportiert. Ohne Bindung an den Fettanteil im Käse wirkt die Verkäsungszulage der Qualitätsstrategie der ganzen Branche entgegen. Die Akteure auf dem Markt verhalten sich zum Teil nicht so, wie es die Absicht des Gesetzgebers ist. Ein kleines agrarpolitisches Lehrstück für die Lehrbücher, speziell im Kombination mit der von der BO Milch ins Leben gerufenen, rohstoffseitigen Segmentierung des Milchmarktes, die nicht funktioniert d.h. von einzelnen Verarbeitern unterlaufen wird.

Die Verkäsungszulage, als Massnahme zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit der schweizerischen Milchproduktion und zum Erhalt der Milchproduktionsmenge für die Käseproduktion eingeführt, war politisch bisher unbestritten. Das Parlament hat sich in den letzten agrarpolitischen Runden jeweils gegen eine Reduktion der Zulagen ausgesprochen und Nachtragskredite zur Finanzierung der Zulagen gewährt. Aus ordnungspolitischen Überlegungen ist die Zulage aber kritisch zu beurteilen, vor allem wenn die bekannte Problematik im Zusammenhang mit der Produktion von Magerkäse und der Angebotssegmentierung nicht gelöst wird. Dies ist jedoch im Rahmen der AP 14-17 geplant.

Gemäss Botschaft soll der Bundesrat künftig einen Mindestfettgehalt der Käse festlegen können, die zu einer Zulage für verkäste Milch berechtigen. Neu soll für Käse, der von der Verkäsungszulage profitiert, ein Fettgehalt in der Trockenmasse von 150 Gramm pro Kilogramm vorausgesetzt werden. Folglich wird für die Herstellung von Magerkäse keine Zulage für verkäste Milch mehr ausgerichtet werden. Für ein gutes Ende in dieser Geschichte braucht es wohl aber eine Ausnahme. Der Glarner Schabziger, das älteste Markenprodukt der Schweiz, würde in diesem Fall nämlich von der Verkäsungszulage ausgeschlossen.

2 Antworten auf „Verkäsungszulage, Marktsegmentierung und Export von billigem Käse

  1. Nur der Vollständigkeit halber sei zu diesem Thema auch auf den Bericht Evaluation und Auswirkungen des Käsefreihandels zwischen der Schweiz und der EU (BAK Basel), erstellt im Auftrag des BLW, verwiesen. Das von Frau Dudda beschriebene Problem wird im Bericht ebenfalls aufgegriffen (S.24 ff). Trotzdem (unter Berücksichtigung aller Faktoren) kommen die Autoren zum Schluss, dass: „Aufgrund der beobachteten Entwicklung kann die Aussage gemacht werden, dass die Schweiz durch die Liberalisierung des Käsehandels qualitativ eher hochwertigen Käse exportiert und vermehrt preislich billigere Käseprodukte importiert“ (S. 57).

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  2. Werter Herr Finger
    Es freut mich, dass Sie das Thema aufgreifen. Ich habe in meinem Artikel aber auch ganz klar aufgezeigt, dass die Bindung an eine Untergrenze nicht funktionieren wird: Dann wird künftig einfach Käse mit 16% Fett produziert. Das Problem ist die Kombination mit der Segmentierung, welch geradezu zu Missbrauch einlädt und der Fettpreisstützung, auf die die Verarbeiter weiterhin pochen werden. Alles andere würde mich jedenfalls sehr erstaunen.

    Beim BAKBasel-Bericht würde ich Ihnen auch noch empfehlen, den Bericht einmal aus einer kritischen Warte zu lesen: Da wurde z.B. der Bereich Frischkäse komplett ausgeklammert, als es darum ging festzustellen wie sich die Preise entwickelten. Industriekäse wie Mozzarella oder eben Frischkäse wird heute von der Schweiz billiger exportiert als importiert und zwar nicht nur ein bisschen billiger, sondern wesentlich billiger.

    Mit freundlichen Grüssen
    E.Dudda

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